Was ist Osteopathie?

Osteopathie ist eine Behandlungsmethode, die vom US-amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still entwickelt wurde. Still ging davon aus, dass der Körper in einem gesundheitserhaltenden Zustand ist, wenn die drei Flüssigkeiten Blut, Lymphe und Nervenwasser frei fließen können. Ist der Fluss einer oder mehrerer dieser drei durch eine somatische Dysfunktion "blockiert", entstehen körperliche Beschwerden. 

Unser Körper ist genial in seinen Möglichkeiten der Kompensation. Das heißt, dass Beschwerden tatsächlich häufig erst entstehen, wenn über 80% der möglichen Kompensationsmechanismen erschöpft sind. Still  postulierte, dass durch osteopathische Techniken Blockierungen gelöst werden und der Körper dadurch angestoßen werden kann, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

 

Behandelt werden in der Regel drei Teilbereiche:

 

  • Parietale Osteopathie (grob gesagt: Bewegungsapparat: Knochen, Muskeln, Sehnen, Faszien etc.)
  • Viszerale Osteopathie und Lymphatisches System (Innere Organe und Lymphbahnen)
  • Craniosakrale Osteopathie (Nervenwasserfluss, Gehirn und Rückenmark)

 

Um fachlich versiert osteopathisch behandeln zu können, ist ein fundiertes Fachwissen in der Medizin, insbesondere der Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie und insbesondere bei Kindern über die Bandbreite der "Normalbefunde" und Pathologien essentiell wichtig. 

 

Hierzu ist eine mehrjährige spezialisierte Weiterbildung erforderlich. Noch heute ist es in den USA so, dass nur approbierte Ärzte die Osteopathie anwenden dürfen. In Europa gibt es derzeit leider keine einheitliche Weiterbildungsordnung oder klar geregelte Berufsbezeichnung für Osteopathie, so dass sich theoretisch jeder nach einem Wochenendkurs Osteopath nennen darf.

Und warum mache ich das überhaupt?

Vor Jahren begann der Hype, dass alle Nase lang die Kinder von ihren Eltern zum Osteopathen geschleppt wurden, um alle möglichen Blockierungen zu lösen. Dann wurde ich ständig dazu aufgefordert Empfehlungsschreiben auszustellen, damit die Kosten z.T. von den Krankenkassen übernommen werden.

Wie unter der Allgemeinheit der Kinderärzte weit verbreitet, hielt ich alle Osteopathen für Scharlatane, die "mit Hand auflegen" Kohle machen wollten. Nun gut, wenn ich diese Empfehlungsschreiben ausstellen sollte, musste ich wenigstens wissen, worum es bei der Osteopathie geht, so dass ich vor guten 10 Jahren die erste Reihe an kinderosteopathischen Fortbildungen besuchte.

Und: Ich wurde sofort in den Bann gezogen! Nichts mit Hokuspokus oder Scharlatanerie. Ein Irrglaube unter Medizinern. Gerade die US-Amerikaner haben hervorragende evidenzbasierte wirksamkeitsnachweisende Studien zur Osteopathie. Und nicht nur das - Meine eigenen Erfahrungen lehrten mich, "dass es funktioniert". Seitdem halte ich die Osteopathie für eine super Ergänzung zur klassischen Schulmedizin, wenn sie von entsprechend weitergebildeten Behandlern angewendet wird.

Der Weg in Deutschland zum Ärztlichen Osteopathen, wenn man Kinder behandeln will, ist weit. Zuerst schließt man die mehrjährige Zusatzbezeichnung Manuelle Medizin (wohlgemerkt bei Erwachsenen! selbst für Kinderärzte!)  ab. Dann bildet man sich über Jahre zum diplomierten ärztlichen Osteopathen (wohlgemerkt für Erwachsene! selbst für Kinderärzte) weiter, um dann über weitere Jahre die weitere Spezialisierung zum Kinderosteopathen und Kindermanualtherapeuten zu durchlaufen.

 

Ich muss sagen, es hat sich gelohnt! Ich bin hellauf begeistert und freue mich diese hochspezialisierte Weiterbildung mittlerweile bei meinen eigenen Patienten anwenden zu können.